Ferdinand-Schule – Schulstelle Hilden
Neben unserer „großen“ Schule in Wittlaer zeichnet sich der „Lernraum Hilden“, durch seine überschaubare Schülerschaft, großzügige personelle und räumliche Ausstattung sowie ein besonderes Konzept aus, in dem auch für jene Schülerinnen und Schüler schulisches Lernen möglich wird, die bisher Schwierigkeiten hatten, zur Schule zu gehen und ihren Schultag im großen Klassenverband zu verbringen.
Hier befindet sich das Schulgelände im Dorotheenviertel Hilden, dem Campusareal der Graf Recke Stiftung, umgeben von Wiesen und dem Garather Wald.
10 bis 15 Schüler besuchen täglich unsere Schule und werden dort von drei Lehrerinnen und Lehrern begleitet und unterstützt. Lehrerinnen und Lehrer, eine Sozialarbeiterin und ein Schulsozialarbeiter ermöglichen gemeinsam mit den Mitarbeitenden in Verwaltung und Hausmeisterei aus Düsseldorf den Schulalltag.
Unsere Schülerinnen und Schüler
Alle Kinder und Jugendlichen, die an unsere Schule kommen, haben bereits eine Schullaufbahn hinter sich, die von negativen Erfahrungen geprägt ist. Angst zu versagen, bestraft, gemobbt oder ausgelacht zu werden, Angst, nicht gut genug zu sein…
Jeder hat seine eigenen Strategien entwickelt, um seine Ängste zu schützen und oft ist es für den Außenstehenden kaum noch zu erkennen, dass letztlich Angst der Grund für diese außergewöhnlichen Verhaltensweisen ist.
Damit Schüler an unserer Schule die Chance haben, etwas anders als vorher machen zu können, sind zwei Dinge unabdingbar:
- Die Kinder und Jugendlichen in der Schule brauchen zu allererst einen Ort, an dem sie sich sicher fühlen können. Diese Sicherheit müssen die am Erziehungsprozess beteiligten Erwachsenen den jungen Menschen geben. Hierzu schaffen sie einen Rahmen, im dem die Schüler nicht mehr nur damit beschäftigt sind, sich vor möglichen oder tatsächlichen „Angriffen“ zu wehren (und dazu gehören schon Blicke, Beleidigungen), statt sich auf das Lernen konzentrieren zu können.
- Die Schüler dürfen mit ihren vertrauten Verhaltensstrategien nicht die Regeln in der Klasse bestimmen. Denn häufig dominieren einzelne Schüler mit ihrem Verhalten das Klima in regulären Klassen und machen Lernen für die Gruppe unmöglich.
Wir haben es also mit Schülern zu tun, die ihre Umgebung sehr stark kontrollieren und mehr damit beschäftigt sind, was um sie herum passiert, als dass sie sich auf sich selbst oder aufs Lernen konzentrieren können. Befinden sie sich in einer Lernsituation, in der sie unsicher sind, können sie kaum lernen.
Klassenraum – Lernraum - Aufenthaltsraum
Statt eines einzelnen Klassenraums gibt es zusätzlich kleine Lernräume, in denen einzeln oder mit selbst gewählten Partnern gearbeitet werden kann. Hier werden die Schülerinnen und Schüler von Lehrkräften oder Integrationsfachkräften so unterstützt, dass sie in ihrem Tempo ihren Lernstoff individuell bearbeiten können.
Lernräume: „Hier kannst du nur drin sein, wenn du auch lernst. Störst Du oder lernst nicht, dann musst Du hier leider raus.“ Aufenthaltsräume: „Hier ist es okay, nicht zu lernen, Du sollst dich aber so verhalten, dass Du andere nicht störst. |
Bei allen unseren Schüler gibt es Phasen, in denen sie aus persönlichen Gründen nicht lernen können. Anstatt stören zu „müssen“, um Raum für sich und ihre Bedürfnisse zu haben, dürfen sie sich zurückziehen. Haben sie diese Möglichkeit nicht, entstehen Konflikte, die schnell für die gesamte Klasse weiteren Unterricht verhindern.
Diese räumliche Differenzierung gibt uns die Möglichkeit, Schülerinnen und Schülern, die lernen wollen, einen Raum zu sichern, in dem sie auch lernen können. Und sie bietet die Möglichkeit mit jenen ins Gespräch zu kommen, die nicht lernen können.
Mitbestimmung und Selbstverantwortung
Wenn es irgendwie möglich ist, sorgen wir von Anfang an dafür, dass die Schülerinnen und Schüler mitbestimmen dürfen – und das fängt bei der Aufnahme an. Wir befürworten es, wenn Schüler an unserer Schule hospitieren und sich dann dafür entscheiden, zu uns zu kommen. Damit haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir befürworten die Beteiligung der Schüler bereits im Aufnahmeprozess, ermöglichen Hospitationstage und interessieren uns für die persönliche Entscheidung zu uns zu kommen. Damit schaffen wir die Basis für schulische Zusammenarbeit und persönliches Wachstum.
Im schulischen Alltag setzen wir Partizipation fort - aus Überzeugung und weil unsere Lernenden sie brauchen: Viele haben in der Vergangenheit ungünstige Erfahrungen zu ihrem Leistungsvermögen gemacht und gehen schulischen Anforderungen aus dem Wege, um nicht wieder in Situationen zu geraten, in denen ein Scheitern droht. Deshalb zeigen wir ihnen, was es zu lernen gibt, was man braucht um versetzt zu werden oder einen Abschluss zu bekommen und gehen dann in Verhandlung.
Was traust Du Dir schon zu? Was möchtest Du als nächstes lernen?
Denn unser Leitsatz ist „Schüler dürfen nicht tun, was sie wollen, aber sie müssen wollen, was sie tun“.
Parallel dazu ist es uns aber auch sehr wichtig den Schüler immer wieder deutlich zu machen, dass wir sie nur in ihrem Lernprozess unterstützen können, dass sie aber selbst die Verantwortung für ihre Entwicklung haben. Und das verstehen auch unsere jüngeren Schüler.
Team des "Lernraums Hilden"
Zurzeit betreuen drei Lehrkräfte in Vollzeit und eine Sozialpädagogin sowie ein Schulsozialpädagoge die Klasse. Darüber hinaus haben mehrere Schülerinnen und Schüler eine Integrationsfachkraft. Dieses Konstrukt sorgt dafür, dass die Schüler sowohl in ihrer emotionalen und sozialen als auch in ihrer schulischen Lernentwicklung gute Unterstützung erfahren.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Um Schülerinnen und Schüler in ihrem Entwicklungsprozess zu unterstützen, benötigen sie nicht nur einen sicheren Raum, sondern auch eine sichere Beziehung. Sie müssen die Erwachsenen als verlässliche Gestaltende der Lernsituation erfahren, die auch in der Lage sind, den Lernraum sicher zu gestalten.
Ein ganz wichtiger Punkt ist die Zusammenarbeit aller am Erziehungsprozess beteiligten Erwachsenen, also den Eltern oder den Pädagoginnen und Pädagogen in den Wohngruppen. Dabei geht es nicht nur um die Information über Schwierigkeiten, sondern auch um den Austausch über die Entwicklung und die nächsten Schritte. So machen die Schüler (und oft auch die Eltern) eine neue Erfahrung: Es geht nicht um Tadel und Information über Schwierigkeiten, sondern um die Beziehung aller Beteiligten zueinander und die Verknüpfung der Lebensbereiche Schule und Zuhause im Sinne der Schüler.
Nicklas und Daniel fühlen sich im Lernraum Hilden »Endlich angekommen!« Den Grund dafür erfahren Sie in der Ausgabe 3/2019 der recke:in, dem Unternehmensmagazin der Graf Recke Stiftung.